Aus der Serie Kommen und Gehen, 2015
Acryl, Binder, Bleistift, Buntstift, Wasser, Zeichentusche auf Papier, 21 x 29,7 cm
Heimat - Fremde - Ferne
Malerisch-plastische Impulse durch das Arbeiten an unterschiedlichen Orten
Ein Arbeiten an unterschiedlichen Orten wird zum künstlerischen Konzept. Das Reisen beinhaltet ein Gefühl, Abstand und Distanz zu bekommen von meinem Alltag sowie von meiner Arbeit im Atelier. Die Zeit in der anderen Umgebung wird zur Projektionsfläche und erleichtert eine Selbstbespiegelung. Bei der Aufgabe des gewohnten Alltagsumfeldes lockern sich die Gedanken und eine geistige Aktivität wird gefördert. Der Blick schärft sich und lässt Besonderheiten hervortreten. Diese Art von Auszeit ergibt einen Gewinn an Freiheit, und ein direkter Kontakt zu mir entsteht.
Kommen und Gehen
Nach meinem Ende der Studienzeit im Sommer 2009 führe ich das Arbeiten an unterschiedlichen Orten im malerisch-plastischen Bereich weiter, um einen Zeichenatlas mit fließenden organisch-rundlichen Formwelten anzureichern. Das Kommen und Gehen der Wellen überträgt sich auf den innerlichen Vorgang der Übersetzung der Formen auf das Papier. Es entsteht ein Raum mit Sogwirkung in der interessanten Zone des Spülsaumes vom Strand, in dem eigene Formen in den Vordergrund sich drängen. Beim Reisen entfaltet sich das spannungsgeladene Wechselspiel zwischen innerem Ausdruck und fremder Ferne. Als eine Bereicherung erweist sich die Abgeschiedenheit von einem großstädtischen Raum, dadurch entsteht eine konzentrierte Form für das Arbeiten auf dem Papier.
Zur Weihnacht 2011 bekam Jo Matzat eine eMail
„Hellblau-grüne Grüße (der Text war in hellgrüner Schrift gehalten)
sendet Dir, Euch, Ihnen Frank K. Richter-Hoffmann ( ... )".
Jo hat das zunächst nur überflogen:
„Zt. Worpswede bei Bremen ... Paris verlassen ... nördliche Ebene gefahren ..."
Wow, dachte Jo, der Typ kommt gut rum,
gute alte Adressen dazu: Paris, Worpswede
-- aber im Winter ?
- hat mich ein wenig irritiert,
er blieb dann aber fasziniert hängen
beim folgenden Absatz:
„Wenn Sie sich an die Natur halten,
an das Einfache in ihr,
an das Kleine, das kaum einer sieht
und das so unversehens zum Großen und Unermesslichen werden kann,
wenn Sie diese Liebe haben zu dem Geringen
und ganz schlicht als ein Dienender
das Vertrauen dessen zu gewinnen suchen,
was arm scheint:
dann wird Ihnen alles leichter, einheitlicher und irgendwie versöhnender werden."
Nun war klar, nicht Frank K. Richter-Hoffmann hatte das geschrieben, sondern Rainer Maria Rilke!
© Frank K. Richter-Hoffmann und Jo Matzat | Ahrenshoop, 2011–2015